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Arschtritt aus dem Führerbunker

Eine Frankfurter Professorin kämpft gegen die Zukunft der Familie und des deutschen Volkes. Ihr Motiv ist antideutscher Rassismus.

Es ist ein Krieg gegen das eigene Volk ausgebrochen, und ohne daß auch nur ein einziger Schuß fallen müßte, soll er mit unserem Untergang enden. Der Aggressor, das sind unsere eigenen Eliten in Politik und Medien. Wir wissen nicht, wer sie steuert, das können wir nur vermuten, aber daß sie gesteuert werden, ist am Ausmaß ihrer Gleichschaltung zu erkennen. Ob sie selbst daran glauben, das Richtige zu tun, wissen wir nicht. Jedenfalls versuchen sie nicht einmal zu heucheln, denn das würden wir merken. Sie lassen keine Selbstzweifel erkennen, und sie geben uns keinen noch so diskreten Hinweis darauf, daß sie etwas anderes dächten als sie sagen. Wenn sie das täten, gäbe es wenigstens einen Grund, unter veränderten »Rahmenbedingungen« auf einen »Politikwechsel« zu hoffen. Der ist nicht in Sicht, und die Temperatur steigt. Zuwanderungspolitik, Familienpolitik und Gleichstellungspolitik scheinen verschiedene Themen zu sein. Aber sie haben eine gemeinsame Wirkung. Diese Wirkung besteht darin besteht, daß die Deutschen ungefähr im Jahr 2035 zur Minderheit im eigenen Land werden. Vielleicht auch schon früher. Unser Bundespräsident teilte uns jetzt aus der Ferne mit, daß er das ganz prima findet, das Motto »Inder statt Kinder« hat er in dem betreffenden Land wiederbelebt. Er bietet mecklenburgische Erde wie Sauerbier an. Es ist aber nicht irgendeine Entwicklung, die wir da erleben, es ist die Folge eines Krieges, dessen Opfer wir, das heißt, unsere nicht zu gebärenden Nachfahren sind. Noch schwimmen wir tief unten in einem kühlen Brunnen, aber dieser Brunnen wurde bereits modernisiert wie alles andere im guten, alten Deutschland auch. Mikrowellen heizen das Wasser, bis es kocht. Das Experiment heißt »Endlösung Deutschland«. Zu seinen treibenden Kräften gehört die Frankfurter Juristin Ute Sacksofsky. Sie findet, daß wir, die Badenden, es nicht besser verdient haben. Sie selbst sitzt wohl irgendwo im Trocknen.

I.

»Ihr Kinderlein kommet – Bevölkerungspolitik als Staatsaufgabe«, so heißt ihre Rechtskolumne vom Juni 2013 im Merkur Nr. 769. Unseren längst geschwächten kollektiven Selbsterhaltungstrieb, soweit er überhaupt noch vorhanden ist, erklärt unsere Professorin kurzerhand für »nationalistisch«. Die Steigerung der Geburtenrate ist nach ihrer Meinung »kein legitimes staatliches Ziel«, dafür aber die kostentreibende Gleichbehandlung von allen möglichen Sonderlebensförmchen, die neuerdings ebenfalls »Familie« heißen sollen, auch wenn sie nie eine werden, weil ihnen die Zeugung von Kindern natürlicherweise verwehrt bleibt. Unser demographisches Problem hält Frau Professor wahlweise für unerheblich oder für begrüßenswert. Dabei genießt sie persönlich das Glück, überhaupt geboren worden zu sein, zu einer Zeit, da es den von ihr geforderten Verzicht auf ein staatliches Interesse an Neugeborenen noch nicht gab. Also nach ihr die Sintflut.

Die sogenannte Gleichbehandlung von offensichtlich Ungleichem erklärt Frau Professor nicht nur für geboten, sondern für zwingend. Warum, das sagt sie uns ganz offen, und dabei spielen irgendwelche gleich zu berechtigenden Gruppen plötzlich gar keine Rolle mehr. Die Berufung auf sie ist nur das Mittel zum abgründigen Zweck: »Gehen wir davon aus, dass es um die Weitergabe deutschen Erbgutes nach der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft nicht mehr gehen kann [wegen der Kollektivschuld, denkt sich wohl unsere Anhängerin des Morgenthau-Plans, A.L.]: Was wäre  eigentlich so schlimm daran, wenn die Deutschen aussterben sollten (was ohnedies noch ein paar Jahrhunderte dauern dürfte)? Das Territorium, auf dem sich derzeit [!] Deutschland befindet, könnte der Natur zurückgegeben oder (das ist wahrscheinlicher) von anderen Menschen besiedelt werden.«

Damit nicht genug. Wenige Zeilen später folgt ein biopolitischer Arschtritt aus den Tiefen des Führerbunkers, der an Zynismus nicht zu überbieten ist: »Wenn es diese deutsche Kultur nicht schafft, das Leben der kommenden Generationen mitzuprägen, dann muss sie wohl kaum unter Artenschutz gestellt werden.« Und damit die deutsche Kultur ihre Bewährungsprobe auch wirklich nicht besteht, betreibt Frau Professor ihre spezielle Form der Familienpolitik, in der sie unentwegt mit dem Gleichheitsgrundsatz herumwedelt, um alles zu unterstützen, was nicht nach traditioneller Familie – vulgo Kindern – aussieht. Der Gleichbehandlungsgrundsatz ist natürlich nur ein leicht zu durchschauender Vorwand. Um ihn geht es letztlich gar nicht.

Das destruktive Ziel besteht einzig und allein darin, eine positive Bevölkerungspolitik zu unterbinden. Kinder müssen der Frau Professor ein riesiger Dorn im Auge sein, denn deren Eltern kassieren ja Geld vom Staat dafür, daß sie Kinder haben, wie die Autorin nicht müde wird, sich seitenlang zu empören, indem sie jeden Euro Familienförderung einzeln aufzählt. Der Neid spritzt ihr nur so aus der Feder. Nähme man ihr Argument ernst, daß der Staat aus Gründen seiner weltanschaulichen Neutralität keine Geburtenförderung betreiben dürfte, könnte man ebenso gut eine weltanschauliche Neutralität in Fragen der persönlichen Lebenserhaltung konstruieren und fordern, daß Leute, die essen, und Leute, die nicht essen, in keiner Weise manipuliert werden dürften, auch nicht in die Richtung, die ihnen das nackte Leben retten würde: »Wenn du es nicht schaffst, dich zu erhalten, verreckst du halt, und deine Sippe am besten gleich mit. Artenschutz gibt’s nicht! Pech gehabt!«

Was im Einzelfall absurd klingt, weil es die Therapie von Bulimie unterbinden würde, wird von Frau Professor für das deutsche Kollektiv sogar mit Kant begründet und als ganz vernünftig ausgegeben: »Der Mensch soll niemals bloß als Mittel, sondern jederzeit zugleich als Zweck an sich selbst behandelt werden«, schreibt sie und hat, kaum daß der Satz beendet ist, das Wörtchen »zugleich« auch schon wieder vergessen. Sie tut so, als ginge es dem Staat nur um den Menschen als profanes Mittel seines Selbsterhalts, und das findet sie einfach degoutant, wobei sie vergißt, daß auch der Staat aus Menschen besteht – was nichts anderes bedeutet, als daß Frau Professor Menschen degoutant findet, die sich fortpflanzen und erhalten wollen. Jedenfalls, wenn sie das als Angehörige eines Kollektivs namens Deutsche wollen und im Interesse eines deutschen Staates und wenn der ihnen dafür auch noch Geld gibt. Ganz zu schweigen davon, daß auch ein Mensch, der ursprünglich als bloßes Mittel gedacht gewesen wäre (weil die Firma halt einen Erben braucht), spätestens ab dem Zeitpunkt seiner Zeugung unantastbarer »Zweck an sich« ist.

Aber mit der Natalität hat es unsere Frankfurter Juristin nun mal nicht. Daß sie persönlich kein Interesse daran hat, ist ihre Sache, aber daß sie die Öffentlichkeit mit ihrer penetranten Lebensfeindlichkeit manipuliert, damit ein paar Frauen mehr durch die fiktive »gläserne Decke« schießen, geht entschieden zu weit. Gegen Abtreibung zum Beispiel hat Frau Professor, soweit ich sehe, noch nicht das Wort erhoben, jedenfalls nicht im feinen Merkur, obwohl doch dies nun wirklich das Beispiel für eine Tat wäre, bei der es um nichts anderes als eine brutale Zweck-Mittel-Relation geht. Aber hier wird das Kind nicht geboren, und das ist nach Frau Sacksofsky ja nur zu begrüßen. Wenn es darum geht, daß ein Kind nicht geboren wird, darf die kühle Zweck-Mittel-Relation Anwendung finden; wenn es aber darum geht, daß es geboren wird, ist sie nicht erlaubt. Das liegt an der Neutralität des Staates, wir haben verstanden. Und an der Gleichheit von Leben und Tod (genauer gesagt, von Leben und Nicht-Leben), aus der der Tod (genauer gesagt, das Nicht-Leben) bekanntlich als Sieger hervorgeht und in diesem Fall auch hervorgehen soll. Diese dämonische Lebensfeindlichkeit drapiert Frau Professor mit einer zwar hübschen, aber verlogenen Zurückhaltung: »Familie ist der Ort, in dem gesellschaftliche Nützlichkeitserwägungen keinen Platz haben sollten.« Der Satz ist sogar mit Einschränkung richtig, aber hier geht es nicht darum, was in der Familie passiert, sondern außerhalb ihrer, nämlich auf Seiten des Staates.

Mit einem derartigen, nun ja, ich muß es leider sagen, menschverachtenden Müll  wird unsere Frau Professor sogar als Gutachterin im Bundestag gehört und darf dort erklären, daß das Betreuungsgeld dem Gleichheitsgrundsatz widerspräche. Nicht etwa, weil es den Zweck, für den es gemacht wurde, verfehle, sondern den, den Frau Sacksofsky seiner Nichtgewährung höchstpersönlich zuschreiben möchte, nämlich, die Frauen weg vom bequemen Herd ins Berufsleben hinauszutreiben, wo sie bekanntlich allesamt hingehören, seit sie von den Männern nichts mehr unterscheidet (ist da schon wieder Neid auf ein häusliches Leben im Spiel?). Für den Fall einer womöglich »rückwärtsgewandten«, »allein an der Steigerung der Geburtenrate orientierten Politik« (wieso »allein«?) prophezeit die Juristin das Eintreten von »Horrorszenarien«. Aha, dann kommt also Bomber-Harris wieder über den Kanal geflogen und haut alles kurz und klein. So etwa?

II.

Statt uns zu erklären, warum die Zeugung von Kindern auf einmal so gefährlich ist, hat Frau Professor eine weitere Kolumne verfertigt und ebenfalls im Merkur veröffentlicht. Dort äußert sie sich in der neuesten Nummer (777) zum »Märchen vom Untergang der Familie«. Einerseits handelt es sich bei der Rede vom Untergang der Familie also um ein Märchen, andererseits aber ist dieses Märchen doch keines, denn »die Monokultur der auf Ehe gegründeten Familie ist ausgestorben«, schreibt sie, »und kein Staatsrechtslehrer wird sie wiedererwecken können.« Natürlich weiß sie, daß es eine Monokultur in Sachen Familie noch nie gegeben hat. Sie muß aber ihren Gegnern die totalitäre Phantasie unterschieben, es hätte sie gegeben und sie ließe sich auch wiederbeleben. Erstens, damit die Autorin nicht selbst als totalitär dasteht, und zweitens, damit die große, polierte Vase namens Monokultur, gemeint ist aber die Familie, möglichst laut auf dem Boden zerschellt. Hier spritzt ihr zwar einmal nicht der Neid, dafür aber die merkwürdige Zufriedenheit über eine Entwicklung aus der Feder, die normale Leute mindestens bedauernswert finden.

Dazu paßt es, daß sie den tausendmal betonten Gleichbehandlungsgrundsatz gegenüber sozusagen alten und neuen »Familien« an keiner Stelle inhaltlich füllt. Das gehört zur Strategie, denn die substantielle Ungleichheit dessen, was gleich behandelt werden soll, darf gar nicht erst auffallen. Wo es darauf ankäme, den Unterschied kenntlich zu machen, weil es um Kinder und Jugendliche geht, die in Europa bislang zu 72 Prozent glücklicherweise immer noch mit Mama und Papa aufwachsen, werden wir mit leeren Worten abgespeist. Aber bevor wir abgespeist werden, werden wir getäuscht. Die Autorin sagt nichts gegen den falschen und von ihr vermutlich gewünschten Leseeindruck, daß jenes Drittel Kinder, das außerhalb der Ehe geboren wird, von vornherein bei gleichgeschlechtlichen Eltern aufwachsen würde.

Wie es wirklich ist, das interessiert Frau Professor nicht. Und deshalb soll es auch alle anderen nicht mehr interessieren. Das öffentliche Interesse an der auf Ehe gegründeten Familie sei »nicht offensichtlich«, behauptet sie mit einer erstaunlichen Grausamkeit gegen Kinder, die natürlich und grundsätzlich viel lieber bei ihren eigenen, biologischen Eltern aufwachsen. Ob die Kinder »in einer für sie förderlichen Umgebung« aufwachsen (von eigenen Eltern ist nicht die Rede), das hänge »eben nicht an der ›Form‹, in der die Eltern zusammenleben, sondern an den gelebten Inhalten.« Man ahnt, welche Inhalte dazugehören und welche nicht. Möglichst frühe Einführung in die Welt der Darkrooms – ja; Hochzeit von Mann und Frau auf dem womöglich katholischen Dorf – nein. Und dann die »Form«, in der die Eltern zusammenleben. Als ob es nicht zunächst darum geht, daß sie überhaupt zusammenleben. Aber nein, darum geht es der Frau Professor nicht. Da sie es schon nicht mit Kindern hat, hat sie es auch nicht mit dem wünschenswerten Zustand, daß deren Eltern sich zum Wohle ihres Nachwuchses möglichst lieben und vertragen. Schlimmer noch. Es geht ihr nicht nur nicht darum, daß möglichst viele Kinder in den Genuß einer stabilen elterlichen Beziehung kommen. Sie ist sogar dagegen, denn das würde ja die traditionelle Familien-»Monokultur« stärken. Das führt zu einer absurden Konsequenz. Gleichbehandlung und Gleichstellung führen früher oder später zu dem absurden, gedanklichen Kurzschluß, daß es mindestens gleich viele hetero- und homosexuelle »Eltern« geben müsste. Als ob etwas, was nicht wünschenswert ist, sondern allenfalls toleriert werden kann, doch noch wünschenswert wird, sobald es nur genug davon gibt.

Das Recht der Kinder auf ihre eigenen Eltern ist der Preis, den diese schöne neue Welt der Gleichheit kosten darf und kosten soll. Frau Sacksofsky zahlt ihn gern – auf Kosten fremder Wehrloser, deren Mutter sie jedenfalls nicht ist. Gewiß, im strengen Sinn gibt es kein »Recht auf Eltern«, weil auch hier das Schicksal jederzeit dazwischenfunken kann. Im übertragenen Sinn gibt es dieses Recht aber eben doch. Die Erfüllung des natürlichen, menschengemäßen Grundbedürfnisses auf Liebe durch die eigenen Eltern kann zwar, aus welchen Gründen auch immer, beeinträchtigt werden. Aber ein solches Unglück gibt uns nicht das Recht zu einer Kulissenschieberei, bei der die Substanz (eigene Mama, eigener Papa) zur bloßen »Form«-Frage herabgewürdigt und durch beliebige »Inhalte« ersetzt wird. Denn das ist totalitär. Als Stalins Sekretär eines Tages den Namen seiner Frau auf den Todeslisten fand, beruhigte der Chef seinen Mitarbeiter mit den Worten, es werde schon alles gut. Als der Sekretär am Abend nach Hause kam, öffnete eine neue, ihm unbekannte Frau die Tür. Diese Form der Grausamkeit finden wir auch in dem neuen Essay von Frau Sacksofsky, in dem die Frage tunlichst vermieden wird, wie in ihren neuen »Familien«-Formen die beiden leiblichen Elternteile vorkommen, von denen mindestens eins willkürlich durch den gleichgeschlechtlichen »Lebenspartner« ersetzt werden können soll. Was zur Folge hat, daß diese Elternteile von vornherein danach ausgewählt werden, ob sie später Ansprüche auf eine Beziehung zum Kind erheben oder nicht.

Sacksofskys Argumente zielen darauf ab, unveränderliche Naturrechtspositionen abzuräumen, als ob sie spätestens seit den fünfziger Jahren überflüssig wären – seit Kinder, wie alles andere auch, bekanntlich aus der Steckdose kommen. Sie behauptet sogar, der Wertewandel wäre dem Verfassungsrecht als Diskriminierungsverbot »dogmatisch eingeschrieben« und ziele auf »gleiche Anerkennung« in immer neuen Problemfällen ab. Sie verschweigt nur leider, daß dabei die wichtigste Gleichheit unter den Tisch fällt: daß alle Kinder eine eigene Mama und einen eigenen Papa haben, ganz gleich, von wem und aus welchen Gründen sie wie gezeugt wurden. Niemand anderes als Frau Professor selbst macht mit ihrer verrückten Argumentation den Menschen zum bloßen Mittel: die Kinder nämlich, um deren Schicksal sie sich einen Dreck schert und denen man beliebige Lebensumstände aufdrücken kann, die zufällig im Interesse irgendwelcher sexueller Randgruppen liegen. In was für einer Dekadenz leben wir, daß solche Phantasien auf Staatskosten gezüchtet und verbreitet werden dürfen? Daß wir uns unmöglich machen vor dem großen Rest der Welt, der zum Glück nach wie vor anders tickt, und nicht nur in Rußland?

III.

In ihrem erfolgreichen Buch Das Drama des begabten Kindes erklärt die Autorin und Psychoanalytikerin Alice Miller den rapiden Zuwachs von Depressionen in unserer Zeit damit, daß das Leben in mehreren, gleichzeitig existierenden Wertesystemen enorm erschwert wird. Der Halt im eigenen Selbst, und das heißt bei Miller, der lebensnotwendige Zugang zu den eigenen Bedürfnissen und Gefühlen, die Fähigkeit, sie zu artikulieren, wird immer schwieriger. Früher, in abgeschirmten Wertesystemen, half der Zusammenhalt der Gruppe mit. Wenn heute dem Menschen der Halt im eigenen Selbst versagt bleibt, droht die Depression, und das oft lebenslang. Und wo bleibt nach Alice Miller dem Menschen wohl der Zugang zu sich selbst am häufigsten versagt? In narzißtischen Verhältnissen, wo ein Elternteil oder beide vor allem auf sich selbst und ihre eigene Triebbefriedigung bezogen sind und nicht auf das Kind. Wo das Kind von klein auf lernt, seine eigenen Triebe und Bedürfnisse zugunsten der Eltern zurückzustellen, wie zum Beispiel das Bedürfnis nach seinem zweiten Elternteil …

In Zeiten der äußeren und inneren Pluralisierung, der Zunahme globaler Einflüsse und der Vervielfältigung unserer Lebenswelten käme es erst recht darauf an, die daraus entstehenden Zumutungen zu kompensieren. Und zwar durch das beste Mittel, das es gibt. Das ist eine liebevolle Kindheit mit stabilen Beziehungen möglichst zu den eigenen Eltern, die ausreichend Zeit haben, die Bedürfnisse der Kinder vollauf zu befriedigen (in den frühen Jahren sollte das die Mutter tun), so daß das Kind für sein Leben lang »satt« ist und sich derart gestärkt allen kommenden Herausforderungen stellen kann. Anders geht es bekanntlich nicht. Es ist verrückt, diese Notwendigkeit völlig zu ignorieren und ein lebenslang anhaltendes seelisches Massenelend heraufzubeschwören, welches aus dem »Recht auf Anerkennung« neuer, ungleicher »Familien«-Formen folgen würde. Dieses Recht gibt es nicht, denn Anerkennung »gehört zur Selbstdarstellung der anderen«, wie der Rechtsphilosoph Gerd Roellecke betont hat. Und wie man  nicht oft genug wiederholen kann.

Die geforderte »Gleichbehandlung« hat, wie alles, ihren Preis, hier in Form einer dramatischen und verschwiegenen, künstlich erzeugten Ungleichheit. Menschen, die auf eine glückliche Kindheit mit eigenen, nicht narzißtisch auf das gleiche Geschlecht fixierten Eltern zurückblicken können, haben gute Chancen, einigermaßen entspannt auf der Siegerstraße durchs Leben zu fahren. Das weiß und beachtet jeder kluge Personalberater bei seiner Kandidatenauswahl, indem er wie nebenbei den Bewerber nach der Intaktheit seiner Herkunftsfamilie fragt. Die anderen, die schon in den ersten drei Lebensjahren Pech hatten und es nie auf die Siegerstraße schaffen, werden sich künftig bei Leuten wie Frau Professor Sacksofsky bedanken dürfen, die ihren morbiden Gleichheitsterror mindestens solange betreiben würde, bis die Deutschen ausgestorben sind oder nur noch aus seelischen Krüppeln bestehen. Diese biopolitische Grausamkeit, erdacht ausgerechnet von einer Frau, wird uns deshalb so kritiklos präsentiert, weil es sich bei den Opfern ja »nur« um Deutsche handelt, die ihren Anspruch auf Gleichbehandlung mit anderen Völkern dieser Erde bekanntlich verwirkt haben. Vor lauter Eifer merkt Frau Sacksofsky gar nicht, daß wir den Artenschutz, den sie uns verwehren möchte, überhaupt nicht brauchen, besser gesagt, daß man einen Artenschutz für Deutsche nur dann ablehnen kann, wenn man der Meinung ist, irgendjemand hätte die Macht, ihn zu gewähren oder zu verweigern.

Mir persönlich ist diese Sichtweise neu. Ich wüßte nicht, wer eine solche Macht oder ein solches Recht besäße. Vor allem dachte ich immer, daß die Menschenrechte so eine Art Artenschutz wären, die, so verstehe ich Frau Sacksofsky, für uns Deutsche plötzlich nicht mehr zu gelten brauchen. Ich kannte den Artenschutz ganzer Völker bzw. seine Verweigerung bislang nur in der Form, daß zum Beispiel die Nazis den Juden, Polen und wem sonst noch alles den »Artenschutz« absprachen, um den sie niemand gebeten hatte …

Daß Frau Sacksofsky Karriere macht, während sie uns einen Artenschutz abspricht, um den wir sie nicht gebeten haben, verheißt nichts Gutes. Man muß sich nur antifaschistisch und antinationalistisch genug gebärden, damit die Vereinigung mit dem bekämpften Gegenteil sich unbemerkt vollziehen kann – unbemerkt und zugleich vor aller Augen. Auch der Führer war der Meinung, daß unsere Tage zu Recht gezählt seien.

Warum schweigt der Bundespräsident?

Der Kampf gegen Sexismus, Rassismus, Homophobie und Antifeminismus – genauer gesagt, gegen das, was dazu erklärt wird – hat die rote Linie überschritten

Der Mob marschiert nicht mehr, er agitiert. Jeden Tag, fast überall in Deutschland, besonders in den Großstädten. Es ist ein Mob, der durch alle Schichten geht, der von ganz oben bis ganz unten reicht und von »meinungsbildenden« Intellektuellen angeführt wird, die bekanntlich weder Putzfrauen oder Friseurinnen noch LKW-Fahrer oder Waldarbeiter sind. Ein Mob, der von den Medien und von zahlreichen staatlichen bis halbstaatlichen Institutionen motiviert und angefeuert, ja, gewollt und bestellt wird. Dieser Mob agitiert mit ansteigender Aggressivität. Natürlich ist er gegen Pogrome, aber bei näherem Hinsehen ist er nur gegen Pogrome, die nicht in seinem Sinne wirken, denn andere begrüßt er mit erstaunlicher Offenheit. Er ist dafür, daß Leute mit abweichenden Meinungen ausgegrenzt, mundtot gemacht und verfolgt werden, sobald sie dem eigenen ideologischen Vormarsch im Wege stehen. Wenn diese Anderen als Feinde von Frauen, Ausländern, Schwulen, Lesben oder ADHS-Erkrankten identifiziert werden. Obwohl, bei den Ausländern kommt es ein bißchen auf ihre Religion an. Und auf ihre Ideologie. Christen anzugreifen ist nicht so schlimm wie Muslime. Und »rechte« Ausländer verdienen natürlich auch keine Schonung. »Rechte« zu outen, zu diffamieren, ihnen ihre Existenzgrundlage zu entziehen und sie tätlich anzugreifen, ist besser, als es nicht zu tun. Der Mob ist prinzipiell in Pogromstimmung gegen alle Leute, die ihm nicht in den Kram passen. »WTF« (für What the fuck!?), heißt es im Internet, sobald es von den Feinden der eigenen Gesinnung ein neues Lebenszeichen gibt.

Die Bürgerkriegsstimmung, in die sich dieser Mob in Deutschland, aber auch in anderen europäischen Ländern hineinsteigert, schreit nach einem befriedenden Wort der jeweiligen Staatsoberhäupter, aber auf dieses Wort werden wir nach Lage der Dinge vergeblich warten. Statt dafür zu sorgen, daß die Bürger sich vertragen, statt den täglich eskalierenden Kampf um Abtreibung, Einwanderung, Homosexuellenrechte, Genderismus, Feminismus, künstliche Befruchtung und was da sonst noch alles kommen mag wenigstens zu dämpfen, beteiligen sich auch die obersten Repräsentanten der europäischen Völker am Kampf gegen deren Zukunft. Präsidentengattin Wulff brachte pressewirksam vorpubertäre Schulkinder mit Dildos in Kontakt, und Bundespräsident Gauck boykottiert jetzt die Olympischen Winterspiele in Sotschi. Warum? Vermutlich, weil Rußland es wagt, anders zu sein als Deutschland. Weil die ganze Welt so werden soll wie Westeuropa und Nordamerika – mit sinkenden Geburtenraten, mit sozialer Atomisierung, mit Dekadenz und Verblödung, mit religiöser Taubstummheit, mit ultrasozialistischem Regelungswahn und sinnlos explodierendem Konsum auf Pump. Rußland schließt eine lächerliche Gesetzeslücke im Kampf gegen jugendgefährdende Pornographie entsprechend den auch im Westen üblichen Altersgrenzen und verhindert neben der heterosexuellen auch die homosexuelle Pornographie für bestimmte Altersgruppen zu bestimmten Tageszeiten. Und was tut der fortschrittliche Westen? Er schreit auf gegen »Homophobie« und beschimpft »Zar Putin«, der sich nicht mit dem zum »Wandel« umgelogenen demographischen Niedergang abfinden will, als den finstersten Reaktionär aller Zeiten. Der Westen kann nicht einmal zwischen Homosexualität und Homosexuellen unterscheiden, zwanghaft muß er aber die zartesten Bedenken gegen die Sache selbst in einen Angriff auf die von ihr betroffenen Personen umdeuten. Und den Rest der Welt glaubt diese dumme Meute, die unsere eigene ist, eines Besseren belehren zu müssen.

Die EU zahlt 6.000 Euro Prämie für einen einzigen integrierten Flüchtling. Für europäische Kinder zahlt sie natürlich keine 6.000 Euro. Die wenigen Kinder, die in Zeiten der Pille überhaupt noch geboren werden könnten, versucht sie vielmehr mit einem »Menschenrecht auf Abtreibung«, mit frühkindlicher Sexualerziehung (s.o.), vor allem aber mit einer flächendeckenden Propaganda für Promiskuität und Homosexualität (siehe »Estrela-Bericht«) zu verhindern. Das Geschrei, daß es in den Medien gäbe, wenn etwa 6.000 Euro für jedes neugeborene deutsche, spanische oder französische Kind gezahlt würden, wovon wir natürlich nur träumen können, kann sich inzwischen jeder vorstellen, der noch weiß, daß eine Familie aus Mama, Papa, Kind besteht und daß sie etwas Schönes ist trotz mancher Ausreißer, die bekanntlich überall vorkommen, wo es noch richtige Menschen gibt und nicht nur Maschinen, Fachidioten und größenwahnsinnige Weltverbesserer wie die frühere Ministerin Zypries, die allen Ernstes glaubt, daß der säkulare Staat kein Schicksal mehr kenne. Viel eher könnte sie glauben, daß die Welt eine Scheibe ist, denn das würde wenigstens einer gewissen Anschauung entsprechen, während ihre narzißtische Anmaßung, mit einer Handvoll Erfindungen und Gesetzesmaßnahmen das Schicksal ausknipsen zu können, jeglicher Anbindung ans wirkliche menschliche Leben auch in der Spätmoderne vollständig entbehrt.

Wenn Jürgen Elsässer in Leipzig eine Konferenz abhält, die den Titel trägt »Für die Zukunft der Familie! Werden Europas Völker abgeschafft?«, dann wird den angekündigten Podiumsgästen Peter Scholl-Latour und Eva Herman von den Gegnern dieser Veranstaltung so lange eingeheizt, bis sie ihre Teilnahme absagen. Die Gegendemonstranten versuchten mit Parolen wie »Eure Familie kotzt uns an« die Halle zu stürmen und trommelten gegen deren Metallwände, ohne daß die Polizei sie daran gehindert hätte. Die russische Rednerin Jelena Misulina, die auf ihrem Weg zur Veranstaltung von den Demonstranten sogar getreten wurde, stellte nüchtern fest, daß diese intoleranten, aggressiven und gut organisierten Leute nicht mehr die schwachen Schwulenvertreter von früher seien und man sie deshalb auch nicht mehr in Schutz nehmen müsse. Der Schwulenaktivist Wanja Kilber stürmte später in der Halle auf die Bühne und warf Misulina vor, das Blut von homosexuellen oder transsexuellen Jugendlichen, die angeblich getötet wurden oder Selbstmord begingen, an ihren Händen zu haben. Damit ist klar, auf welche Ebene die Gegendemonstranten die Auseinandersetzung heben wollen. Es geht ihnen um Blut, um Leben und Tod. Thilo Sarrazins Wohnhaus wurde mit Farbbeuteln beworfen, weil er sich nicht hatte einschüchtern und von seinem Auftritt in Leipzig nicht hatte abbringen lassen, und der Berliner Tagesspiegel kommentierte den Angriff auf das Haus des verdienstvollen früheren Senators im Hinblick auf seine Teilnahme an der »homophoben« Veranstaltung mit unverhohlenem Verständnis, als ob die Beschädigung seines Hauses nicht nur erlaubt, sondern geradezu geboten wäre.

Mit dieser Haltung ist der Tagesspiegel nicht allein. Die Gewalt, gegen die man täglich predigt, wird zugleich sehnlich erwartet, wenn sie sich denn nur gegen Deutsche und nicht gegen Ausländer richtet. Die neuen Barbaren sind nicht etwa jene aggressiven »Menschen mit Migrationshintergrund«, denen die Zivilgesellschaft deutschfeindliche Freifahrtscheine ausgestellt hat, sondern jene, die uns, die eigenen Leute, ans Messer liefern und jeden Verteidigungsimpuls als »rechts« zu verunglimpfen und im Keim zu ersticken versuchen. Wenn unsere öffentlich wirkenden Intellektuellen über die von ihnen lizensierten Angreifer  schreiben, »sie sind jung, mutig, mobil, hungrig, risikobereit, initiativ«, wie es ebenfalls im Tagesspiegel über Jugendbanden hieß, die in den Berliner U-Bahnen über wehrlose Einzelpersonen herfallen, und dann fortfahren: »Solche Menschen braucht das Land […]. Lieber ein paar junge, ausländische Intensivtäter als ein Heer von alten, intensiv passiven Eingeborenen«, dann sind unsere scharfrichterlich ambitionieten Medienintellektuellen, die sich vor lauter sadomasochistischen Zerstörungsfantasien nicht mehr einkriegen, solange sie ihnen nicht persönlich erliegen müssen, dann sind diese Medienleute und nicht unsere verirrten und zur Lynchjustiz herzlich eingeladenen jungen »Menschen mit Migrationshintergrund« die neuen Barbaren.

Der Mord von Kirchweyhe wurde, das ist in solchen Fällen längst üblich, mit einem noch intensiveren »Kampf gegen rechts« beantwortet, und damit waren die Täter von vornherein entschuldigt. Logisch, daß wir unsere Gerichte nicht zur Bestrafung von Morden an Deutschen brauchen, die von Geburt rechts sind es nicht besser verdient haben. Diese Deutschen sind aber seltsamerweise immer nur die anderen. Noch hat kein Deutscher mit dem Finger auf sich selbst gezeigt, jedenfalls, keiner, der sich in diesen Fragen Autorität anmaßt und irgendwas mit Medien macht. Eine Frankfurter Juristin namens Ute Sacksofsky phantasierte jüngst in einem unserer einst vornehmsten Organe, in der Zeitschrift Merkur, darüber, daß das Aussterben der Deutschen ja gar nicht so schlimm wäre, weil dann ihr Territorium anderen überlassen oder der Natur zurückgegeben werden könnte. Der deutsche Staat dürfe im Rahmen seines »Neutralitätsgebotes« keine positive Bevölkerungspolitik betreiben. Der Beitrag von Frau Professor strotzte nur so vor Neid auf die schmalen finanziellen Vergünstigungen, die andere Leute für ihre Kinder bekommen. Die Autorin hat selbst offenbar keine und kann daher die Deutschen umso hemmungsloser in die Tonne treten, diese seltsamen Menschen dritter Klasse, die nach zwei Weltkriegen ärgerlicherweise immer noch nicht von der Bildfläche verschwunden sind, aber von jetzt an ganz Europa finanzieren sollen.

So, nun haben wir den notwendigen Rahmen abgesteckt, der uns hilft, das Folgende besser einzuordnen. An der Ruhr-Universität Bochum sprengen linksradikale Studenten in Weihnachtsmannkostümen eine juristische Vorlesung, um einen »rechten« Studenten zu outen, und schlagen in dem dabei entstehenden Tumult dem Professor ins Gesicht, der sie des Saales verweisen will. Eine Webseite wie »Macker Massaker« darf ohne jede staatliche Gegenmaßnahme erstens ihren zu brutaler Gewalt aufrufenden Namen tragen und zweitens wie im vergangenen Jahr in Düsseldorf die Parole »Männerkongreß unmöglich machen« ausgeben, so daß Kriminalpolizei und Staatsschutz die Veranstalter desselben vor gewaltsamen Übergriffen warnten, und das alles, weil auf diesem Kongreß Gerhard Amendt sprechen sollte, der ehemalige Leiter des Instituts für Geschlechter- und Generationenforschung an der Universität Bremen, der jüdischer Abstammung ist. Amendt, ein untadeliger und international angesehener Wissenschaftler, Autor der Edition Sonderwege, unterscheidet nicht nur zwischen Frauenwohl und Feminismus, sondern auch  zwischen Frauenwohl und Frauenquote, aber das allein macht ihn für die an deutschen Universitäten tonangebenden Radikalfeministen zum Objekt ihres so sinnlosen wie kostenintensiven Vernichtungsfeldzuges. Die Universität Düsseldorf ließ sich ausnahmsweise nicht einschüchtern. Anders ging die Universität Trier im Jahre 2011 mit dem israelischen Militärhistoriker Martin van Creveld, ebenfalls ein Jude, um. Auf Druck von mehr als einem Dutzend studentischer Hochschulgruppen wurde er als Visiting Fellow des Historisch-Kulturwissenschaftlichen Forschungszentrums entlassen, nachdem seine Thesen in einem Protestbrief als »frauenfeindlich, militaristisch, latent antiisraelisch, nicht zuletzt vulgärwissenschaftlich und methodisch primitiv« gebrandmarkt worden waren.

Dieses unsägliche Spiel, das der Freiheit von Forschung und Wissenschaft ebenso hohnspricht wie der besonderen Pietät, die wir uns dem jüdischen Volk gegenüber angeblich angewöhnt haben, wiederholte sich jüngst an der Technischen Universität Berlin. Die Fachschaft der TU hatte in Zusammenarbeit mit der Fakultät Wirtschaft und Management eine Veranstaltung mit Kurzvorträgen und Podiumsdiskussion zum Thema »Zwischen Gleichberechtigung und Gleichmacherei – brauchen wir eine gesetzliche Frauenquote?« anberaumt. Eingeladen waren Thomas Sattelberger, ehemaliger Vorstand der Deutschen Telekom, Erik Marquardt, Mitglied der Kuratoriums der TU Berlin, Florian Schilling, Partner bei Board Consultants International, und Johannes Schneider, Tagesspiegel-Redakteur. Mit Gerhard Amendt und Bernhard Lassahn waren darüber hinaus zwei Autoren der Edition Sonderwege angekündigt. Lassahn ist ein durch und durch freundlicher Mann, dem irgendwann, nachdem er Vater geworden war, auffiel, daß beim Umgang unserer Gesellschaft mit Kindern und Familie mehr schiefläuft, als er für möglich gehalten hätte. Lassahn kritisiert im Interesse der Institution Familie den offenen Krieg zwischen Mann und Frau, den nicht etwa die Männer vom Zaun gebrochen haben, sondern radikalfeministische Frauen mit beliebig starker Unterstützung von interessierter Seite.

Der »Blog der Marxistisch-Luhmannistischen Bildungsbrigade« aber schrieb, da sei mit dem angekündigten Podiumsgespräch an der TU Berlin »eine unglaubliche kackscheiße im anrollen«, gegen die man rechtzeitig mobilisieren müsse, damit diese »antifeministen und maskulisten übelster sorte« gar nicht erst zu Wort kommen: »die moderation übernimmt ein blassierter [!] typ mit wichtig klingendem namen.« Aufgefordert wurde zum Vorbeikommen und Pöbeln. Kreativ sollte der Protest abgehen, gern auch unter Einfluß alkoholischer Lockerungsmittel. Das ist das Niveau, das heute ausreicht, um eine Hochschulveranstaltung zu sprengen, deren Initiatoren nach der klaren Ansage kleinlaut den Rückzug antraten. Kleinlaut gegenüber den pöbelnden Kommilitonen, soweit die überhaupt studieren, und aufrecht-entschieden natürlich nur gegenüber ihrem Gast Gerhard Amendt, den sie kurzerhand ausluden.

Die wegen Amendts Einladung angefeindete Fachschaft übte sich auf Facebook in der gewünschten Selbstgeißelung. »Was haben wir falsch gemacht?«, heißt es dort. »Wir bedanken uns für die Kritik und haben daraus gelernt. […] Dass viele Menschen die Einladung eines solchen Herrn als Beleidigung aufnehmen könnten, war uns nicht bewusst. Dort haben Weitsicht und Feingefühl unsererseits gefehlt. Darüber haben wir noch einmal viel diskutiert und unseren Ansatz überdacht. Wir sehen ein, dass es falsch war, einem Redner mit solch radikalen Einstellungen eine Bühne zu bieten, und haben Prof. Amendt daher ausgeladen.« Amendt schrieb seinerseits an die Fachschaft folgenden Brief, den er auch dem Präsidenten der TU zur Kenntnis gab:

»Meine Ausladung […] ist als respektvoller Versuch angelegt, mein Einverständnis dafür zu erlangen, dass meine Grundrechte auf freie Meinungsäußerung und Wissenschaftsfreiheit  suspendiert wurden. Allerdings steht es nicht meinem Belieben, so etwas hinzunehmen, so wenig es in Ihrem steht, sich dem inneruniversitären Druck, den anonymen Drohungen aus dem Internet wie Teilen der Berliner Szene zu unterwerfen, die Beschneidung von Freiheitsrechten immer dann fordern, wenn Geschlechterbeziehungen jenseits von Platituden und Feindbildern erörtert werden sollen.

Bedauerlicherweise beugt sich auch die Leitung der TU diesem Druck, statt dem Verhalten des Rektorats der Heinrich-Heine-Universität von 2008 und 2010 zu folgen, der unerschrocken zweimal Randalierwillige und Diskussionsverweigerer  mit ordnungsrechtlichen Maßnahmen in die Schranken des Rechtsstaates verwiesen hat. Und es dürfte abermals die Berliner Gleichstellungsbürokratie sein, die diesmal ein Drohszenarium vor Ort ausgebreitet hat. Nochmals: Weder darf ich Ihnen die Verletzung meiner Grundrechte  nachsehen, noch haben Sie oder die Universität ein Recht, solche Verletzungen hinzunehmen.

Außerdem ist nicht nachvollziehbar, warum meine Quotenkritik zurückgewiesen wird. Kritisiere ich doch, dass die Quote Frauen ausnahmslos neuerlich dem traditionsreichen Verdacht aussetzt, dass sie es außerhalb der Familie allein nicht schaffen, sondern ein fördernder Ehemann oder staatliche Hilfe vonnöten seien, damit sie es schaffen. Das habe ich in einer kleinen Schrift unter dem Titel: Frauenquoten-Quotenfrauen. Einem geschenkten Gaul …  dargestellt. Wahrscheinlich hat keiner der Kritiker das gelesen. Und entgangen scheint diesen ebenso, dass in Wien Medizinstudentinnen sich bereits gegen staatliche Bevorzugung wehren, weil sie keine Frau Dr. med. quote von Staats wegen werden wollten.

Mehr als das scheinen die diskussionsunwilligen Gegner mir aber nachzutragen, dass ich 2009 mich gegen Frauenhäuser aussprach. Allerdings unterschlagen sie, dass ich stattdessen für Zentren für Familien mit Gewaltproblemen plädiert habe, die allen Familienmitgliedern professionelle Hilfe jenseits von politischen Ideologien leisten. Wer auf Feindbilder verzichten und sich mit meinen Analysen der Geschlechterverhältnisse auseinandersetzen will, dem empfehle ich Von Höllenhunden und Himmelswesen (November 2013). Es ist ein Plädoyer für eine neue Geschlechterdebatte, die auf Diskussion beruht und fremde Meinungen ertragen kann. Für den Abschied von Klischees über Gewalt in Geschlechterbeziehungen eignet sich auch das 2014 erscheinende aus dem Englischen übersetzte Handbuch über Familiäre Gewalt und Interventionen.

Völlig unverständlich ist mir, wie angehende Akademiker sich von ›Meinungen‹ beleidigt fühlen können. Die Universität beruht gerade darauf, dass selbstverständlich Erscheinendes auf unhinterfragte Voraussetzungen reflektiert wird. Wer das nicht als privilegierte Chance für neue Erfahrungen erlebt, sondern sich davon beleidigt fühlt, der verkennt das Wesen der kritischen Analyse. Der sollte die Universität verlassen, denn anders wird er seine festgefahrenen Ansichten vor dem Einbruch fremder Perspektiven nicht schützen können.

Sie hoffen in Ihrer Email, dass ich ›ihre Lage nachvollziehen‹ kann. Gewiss, aber ich messe Sie an ihrem politischen Verhalten. So mutig Ihr Unterfangen anfangs war, so haben Sie vergessen, dass Grundrechte wieder im Alltag auch kämpferisch bestätigt werden müssen.

Bitte veranlassen Sie, dass innerhalb der TU und den sozialen Netzwerken, sowie Personen und Organisationen dieses Schreiben zur Verfügung steht. Selbstverständlich werde auch ich diesen außergewöhnlichen Vorgang der Öffentlichkeit und der Presse in geeigneter Weise zur Kenntnis bringen. Ebenso bitte ich Sie, mein Schreiben den verbliebenen Podiumsmitgliedern umgehend zur Verfügung zu stellen. Denn wahrscheinlich wollen weder der Schriftsteller, Bernhard Lassahn, der Redakteur des Tagesspiegel, Johannes Schneider,  Dr. F. Schilling, Partner bei Board Consultants International, noch Thomas Sattelberger, ehemaliger Vorstand Deutsche Telekom, an einem durch Zensur ausgedünnten Panel sich beteiligen.

Es ist bedrückendes Symptom, dass alle Welt dieser Tage über die Frauenquote spricht, dass aber ausgerechnet an der TU Berlin, Genderforscher und Frauenbeauftragte eine von Studenten initiierte Debatte abwürgen, ohne dass die Universität sich geschlossen gegen die Verletzung der Wissenschafts- und Meinungsfreiheit stellt?
Mit besten Grüßen – Prof. Dr. Gerhard Amendt«

Herr Marquardt vom Kuratorium sagte ab, weil Amendt ein »übermäßiges Geltungsbedürfnis […] auf dem Rücken der Opfer von Rassismus, Sexismus und häuslicher Gewalt« auslebe. Als Amendt ausgeladen war, wandte sich der Mob gegen Bernhard Lassahn, der angeblich den Frauen ihr Selbstbestimmungsrecht abspräche – ein frei erfundener Vorwurf. Lassahn sagte aus Protest gegen die Behandlung von Amendt ab. Die Veranstaltung fand nicht statt. Es gibt viele ernstzunehmende Leute, die längst gemerkt haben, was los ist, so zum Beispiel den Bischof von Chur, der dieser Tage sagte: »Mit großer Sorge sieht die Kirche, dass in öffentlichen Diskussionen und in den Medien mehr und mehr nur noch die Argumente des Genderismus toleriert werden. Wer anders denkt, wird gesellschaftlich ausgegrenzt und muss mit juristischen Sanktionen rechnen. Auf diese Weise werden die Grundrechte des Menschen bezüglich Religion und freier Meinungsäußerung zunehmend beschnitten.«

Aus dem Schloß Bellevue aber dringt kein Mucks. Der Bundespräsident, zu dessen vornehmsten Aufgaben es gehört, dafür zu sorgen, daß, wenn schon nicht die Deutschen, dann wenigstens die »Menschen in Deutschland« ein Wohlergehen haben, daß sie sich schlicht und einfach vertragen und ihr Grundrecht auf freie Meinungsäußerung uneingeschränkt ausüben können, dieser Bundespräsident schweigt, obwohl es längst um unsere Existenz geht, um Kinder, Familien und Zukunft. Das Schweigen des Bundespräsidenten läßt nichts Gutes ahnen.

Zum Thema gleichgeschlechtliche »Eltern«: Bei Kindern hört der Spaß auf

Heute auf Deutschlandradio Kultur: Die Realisierung des Kinderwunsches um jeden Preis ist ein Verbrechen am Kind

Am 30. Juli hat Deutschlandradio Kultur mein Politisches Feuilleton zum »Recht auf Kinder« für gleichgeschlechtliche Paare gesendet. Meine Hauptthese: Ein Recht auf Kinder gibt es für niemanden, denn Kinder sind eine Frucht der Liebe, sie sind ein Geschenk und deshalb kein beliebig produzierbares oder zuteilungsfähiges Gut. Wer gar durch künstliche Befruchtung Gleichheit »herstellen« will, belastet die so entstehenden Kinder mit vorhersehbaren seelischen Schäden.

Immer öfter wird behauptet, dieses oder jenes gleichgeschlechtliche Paar habe »ein Kind bekommen«. Das ist natürlich glatt gelogen. Ein Kind hat einer der beiden Partner zusammen mit einem ausgeschlossenen Dritten bekommen, nach dem in den Medien nicht gefragt wird, und zwar nicht einmal dann, wenn die Mutter der ausgeschlossene Dritte ist. Nicht alle gleichgeschlechtlichen Eltern enthalten dem Kind das zweite Elternteil vor, fast immer aber tun es die Medien, die das Problem durch Schweigen rücksichtslos weglügen. In meinem Beitrag heißt es:

»Das Kind gleichgeschlechtlicher ›Eltern‹ muss ein Elternteil entbehren. Auf dessen Platz wird ihm eine Person präsentiert, mit der es nichts zu tun hat. Ähnliches kennen wir von Kuckuckskindern, Scheidungskindern und Halbwaisen. Dort gilt es aber als trauriges Schicksal. Von nun an werden diese traurigen Kinderschicksale zwecks Gleichstellung von sexuellen Präferenzen vorsätzlich herbeigeführt − ein grausames Novum in der Geschichte der Menschheit.«

Zu meinem Beitrag geht es hier. – Wer tiefer in das Thema einsteigen will, dem empfehle ich meinen kürzlich erschienenen Artikel »Herr Sibelius ist Mutter geworden« in Die Neue Ordnung, 67. Jg., Heft 3 (Juni) 2013, S. 195−206.

»Erziehung ist Vorbild und Liebe, sonst nichts«

Kleinkinder, deren Mütter ganztags und aushäusig arbeiten gehen, werden um die emotionale Grundlage ihrer Entwicklung gebracht – mit fatalen Folgen. Bericht von einer iDAF-Konferenz in München

Kleine Kinder brauchen Zuwendung. Ihre Mütter befiehlt der Staat aber »in die Produktion«. Immer mehr Frauen gehorchen dieser neuen »Verhaltenslehre der Kälte«. Wo die Liebe fehlt, erleidet der Nachwuchs lebenslange psychische und physiologische Beschädigungen. Dieses alte Wissen bestätigte jetzt mit großer Einmütigkeit eine iDAF-Konferenz zum Thema »Bindung – Bildung – Gewaltprävention«. Die von Jürgen Liminski organisierte und moderierte Tagung des Instituts für Demographie, Allgemeinwohl und Familie e.V. mit rund 300 Teilnehmern fand am vergangenen Freitag im Haus der Hanns-Seidel-Stiftung in München statt. Christine Haderthauer (Bayerische Staatsministerin für Arbeit & Sozialordnung, Familie & Frauen) steuerte ein Grußwort bei. Das Programm der Tagung kann man hier nachlesen.

Eine steigende Zahl von Schülern schlägt ihre Mitschüler und Lehrer. Eine steigende Zahl von Schülern säuft, prügelt und erpresst. Sie prügelt mit einer Fühllosigkeit und Brutalität, die Staunen macht. Der Amoklauf ersetzt die Rauferei von einst, und das auch in den Ferien fortgesetzte Cybermobbing verdrängt den Wettbewerb um die besseren Noten. In dem neuen Ausmaß von Gewalt geht die Demokratie zur Tyrannis über. Kennzeichen dieses Übergangs sind schon bei Platon nicht nur die Söhne, die ihre Väter schlagen, sondern auch die Esel, die mitten auf der Straße stolzieren müssen.

Angesichts dieser Entwicklung wirkte es ein wenig überraschend, dass Peter Dathe, Präsident des bayerischen Landeskriminalamtes, in seinem Eröffnungsvortrag über Jugendgewalt in Bayern auf sinkende Kriminalitätszahlen verwies. Eine Bereinigung um den demografischen Faktor wollte er allerdings nicht einmal auf Nachfrage vornehmen. Auch wollte er nicht die Möglichkeit berücksichtigen, dass nicht die Taten selbst, sondern bloß die Anzeigen zurückgegangen sein könnten. Josef Kraus, Leiter eines Gymnasiums und Präsident des Deutschen Lehrerverbands, widersprach. Die tägliche Praxis zeige, dass die Anlässe schulischer Gewalt nichtiger werden und ihre Formen roher.

Die Alternative zur Aggression ist die Depression, die für Mitmenschen so bequeme Anspruchs- und Bedürfnislosigkeit. Dahinter verbirgt sich aber dieselbe emotionale Lähmung. Eine andere Alternative heißt »Sex oder Gewalt«. Spontane Gewaltausbrüche können innere Spannungen vorübergehend lösen, und insofern entsprechen sie strukturell der bindungslosen, promisken Sexualität, die ebenso viel Suchtgefahr birgt wie das überreaktive, leicht zur Gewohnheit werdende Zuschlagen. Wenn es um soziale und schulische Probleme von Kindern und Jugendlichen geht, um Lebensläufe, die im späteren Leben in kriminelle Karrieren übergehen können, gibt es eine Vielzahl von Lösungsansätzen. Den meisten von ihnen liegt der Gedanke zugrunde, dass man nie genug Geld ausgeben, also auch nie genug Geld einnehmen könne. Das ist reine Magie, aber eben deshalb ist sie auch sehr wirkmächtig. Viele beruhigt es offenbar ungemein, wenn sie das Fehlen von Krippen- und Kindergartenplätzen, von Erziehern, Lehrern, Psychologen und Sozialpädagogen beklagen. Und mehr Geld fordern.

Vertraut man dagegen dem überzeugenden Ergebnis der Münchener iDAF-Konferenz, dann wäre mehr Geld überhaupt nicht nötig, sondern nur eine sehr kostengünstige Rückkehr zu uraltem pädagogischem Basiswissen, vulgo Lebenserfahrung. Hirnforschung, Philosophie, Pädagogik und Psychotherapie sind sich vollkommen einig, dass die meisten Probleme von Kindern und Jugendlichen in unbewussten frühkindlichen Beschädigungen wegen fehlender oder gestörter Bindungen wurzeln, wobei die fehlende oder gestörte Mutterbindung die folgenschwerste ist. Oberarzt Karl Brisch stellte eine Formel auf, die er mit eindrucksvollen Videos aus der therapeutischen Praxis belegte: Gesicherte Bindung ermöglicht Weltbezug, nämlich Exploration. Gestörte Bindung dagegen bindet alle Aufmerksamkeit und zieht sie von der Außenwelt ab. Sie verhindert Weltbezug und Exploration. Der Hirnforscher Gerhard Roth beschrieb die entsprechenden physiologischen und chemischen Prozesse des Gehirns, in dem sich alle Erfahrungen ablagern, auch die vorgeburtlichen, als einen Wechsel von Cortisol- und Serotoninproduktion. Für den Stress brauchen wir das von der Amygdala ausgeschüttete Hormon Cortisol, zur Beruhigung das »Glückshormon« Serotonin. Cortisol- und Serotoninproduktion müssen einigermaßen ausgeglichen sein; ein negatives Serotoninsystem zieht eine defiziente Ausbildung des »Bindungshormons« Oxytocin nach sich. Schlimmstenfalls trifft ein hoher Cortisolspiegel auf viel Testosteron – das ist die Biochemie krimineller Gewalt.

Wenn die positive Bindungserfahrung fehlt, ist die Cortisol produzierende Amygdala überaktiv. Es entsteht ein ganzes Bündel von Problemen, wie Roth weiter ausführte, das besonders gut an ADHS-Kindern studiert werden kann. Die Hälfte aller ADHS-Kinder ist gewaltgefährdet, denn motorische Hyperaktivität geht häufig mit verringerter Affekt- und Impulskontrolle, mit einem Gefühl des Bedrohtseins, mit mangelnder Empathie und mit mangelndem Selbstwertgefühl einher. Eine günstige genetische Ausstattung kann die Ausprägung solcher Symptome deutlich vermindern. Wenn aber epigenetische Defizite und frühkindliche Traumatisierungen zusammenkommen, multipliziert das die negativen Auswirkungen im späteren Leben bis hin zur Psychopathologie. Notorische Gewalttäter haben meist mit tiefsitzenden Ausgrenzungs- und Beschämungserfahrungen zu kämpfen: »Hinter jeder zuschlagenden Faust steckt ein wimmerndes Herz.« Auffallend viele harte Jungs, die in kalifornischen Gefängnissen einsitzen, sind Bettnässer. Das Zuschlagen ist die Droge, die das verletzte Selbstwertgefühl kurzfristig beruhigt.

Ein Übermaß an Beschämung führt, wenn nicht in die Depression, zu aggressiver Gegenwehr. Aber eben nur ein Übermaß. Die hohe kulturelle Bedeutung der Scham ergibt sich, wie die Philosophin und Theologin Hanna Barbara Gerl-Falkovitz ausführte, aus der Uneinheitlichkeit des Menschen, aus seiner Zerrissenheit zwischen gattungshafter Animalität und Triebhaftigkeit einerseits und schutzbedürftiger Individualität andererseits: Wer nur als Gattungswesen behandelt wird – als ob er bloß die Summe seiner körperlichen Funktionen wäre –, der verliert das Gleichgewicht von Körper und Selbst. Die Triebe müssen vom Selbst kontrolliert und auf einer höheren Stufe integriert werden, um den Suchgefährdungen zu entgehen, die in ungebremster Sexualität und Gewalt schlummern. Das Selbst braucht Scham, um sich gegen die Impulse des Körpers zu imprägnieren. Scham integriert Seele und Körper. Scham schützt gegen Sucht.

Das geliebte Kind ist aber nicht nur besser vor den Abgründen des Lebens geschützt. Es hat auch mehr Kraft für das Gelingen. Gelingendes Leben setzt voraus, dass dieselben Kräfte, die ungehemmt in die Selbstzerstörung oder in die Zerstörung anderer führen, produktiv genutzt werden können: »Agape besiegt Eros, indem sie ihn erlöst.« (Denis de Rougemont) Das Gute ist in diesem Sinne viel weniger eine Frage der Moral als der Liebesfähigkeit – und damit der Liebeserfahrung. Dieses Wissen nützt nur nicht viel, wenn zu seiner Anwendung die emotionale Ausstattung fehlt. Es gibt eben Dinge, die der Mensch nicht von alleine kann. Ohne die Erfahrung elterlicher Liebe, ohne, dass sich die Persönlichkeit des Kindes im Zuge der »gemäßigten, liebevollen Beschämung durch die Eltern« (Gerl-Falkovitz) entwickelt hat, wird es dem späteren Erwachsenen schwerfallen, sich auf das schönste Versprechen irdischen Lebens zu verlassen: Dass Eros von Agape nicht mit Zwang oder Moral gefesselt werden muss, sondern mit Liebe besiegt werden kann. Genau hierauf zielen aber immer noch und weiterhin die Wünsche und Hoffnungen der Mehrheit aller jungen Leute: auf die stabile Liebesbeziehung und auf die Familie mit Kindern. Da kann die Politik noch so krampfhaft versuchen, mit Gendergetöse die Geschlechterrollen zu verwirren und den bindungsgestörten, marktflexiblen und sozialstaatsabhängigen Single als neues Vorbild zu verkaufen. Gewiss, es gibt keine perfekte Familie. Trotzdem ist die Familie die größte »therapeutische Kraft« in unserem Leben, wie der Erziehungswissenschaftler und Psychologe Albert Wunsch unter Berufung auf Jesper Juul betonte.

Politik und Medien arbeiten trotzdem ungerührt am Verfall und nicht an der Lebensfähigkeit der gezeugten, nicht gemachten Familie. Die allgemeine Fixierung auf das Negative verschärft die – relativ wenigen – Probleme. Die Fixierung auf das Negative führt von der gesunden Familie weg statt zu ihr hin. Die Fixierung auf das Negative bringt zum Beispiel ein Wort wie »Kinderarmut« in Umlauf. Das ist eine Diagnose, die uns einreden will, dass man den betroffenen Kindern nur ohne ihre Eltern helfen könnte. Wer »Kinderarmut« sagt, hat die Eltern schon entsorgt. Gewiss, zehn Prozent der Eltern kümmern sich gar nicht um ihre Kinder, und weitere zehn Prozent kümmern sich zu viel. Die materiell überversorgten, aber emotional verhungernden Kinder reicher Eltern zeigen, so Brisch, übrigens oft dieselben Symptome wie ihre Altersgenossen aus den unteren Problemschichten. »Diese 20 Prozent kosten 90 Prozent unserer Energie«, sagt Josef Kraus. Es geht gar nicht um Armut. Es geht um Liebe.

Weder der Staat im Allgemeinen, noch die Schule im Besonderen können das Versagen der Eltern kompensieren. Schon gar nicht, wenn die schulischen Leistungsanforderungen und die Autorität der Lehrer jahrzehntelang verteufelt wurden. Gerade sie müssten den Kindern die wichtige Möglichkeit geben, sich zu erproben, andernfalls der Weg in die Gewalt umso kürzer wird. Die Ganztagsschule raubt wertvolle, nämlich einzigartig liebevolle Elternzeit. Die Einheitsschule überfordert ein Drittel der Schüler und unterfordert ein anderes (Kraus). Dass egozentrische Eltern froh sind, ihre Kinder so viel wie möglich los zu sein, macht die Zugriffe des Staates keineswegs besser. Besser wäre es, er klopfte den Eltern auf die Finger. Denn weder die Ganztags- noch die Einheitsschule kann die spezifisch elterlichen Pflichten und Fähigkeiten ersetzen, an denen sich seit Pestalozzis Zeiten nichts geändert hat. Sei heißen »Zeit«, »Zuwendung« und »Zärtlichkeit«: »Erziehung ist Vorbild und Liebe, sonst nichts.«

Alle gute Psychologie und Pädagogik pfeift es wie Spatzen von den Dächern, dass Kinder vor allem in den ersten drei Jahren ihres Lebens geschützte Bindung brauchen. Welche Frau, fragte Albert Wunsch, würde sich für einen Mann entscheiden, der ihr als Ersatz für Liebe eng bemessene »quality time« anböte? Schon Jean Paul wusste: »Mit einer Kindheit voll Liebe kann man ein halbes Leben hindurch die kalte Welt aushalten.« Wir sind keine Ich-AGs. Wir sind nicht als Autisten geboren. Wer in seinem Inneren auf die Suche nach sich selbst geht, findet dort nicht viel. Das Ich ist nicht innerlich. Das Ich ist exzentrisch. »Unsere Mitte liegt in einem Du«, sagt Hanna Barbara Gerl-Falkovitz. Wir stehen fortwährend unter Spannung, weil wir unseren Selbstwert nicht aus uns selbst schöpfen können, sondern auf den Zuspruch anderer angewiesen sind. Einem Menschen, dem Bezogenheit und Bindung schwerfallen, fehlt es deshalb auch an positivem und stabilem Selbstwertgefühl. Wenn 55 bis 60 Prozent aller Kinder mit sicheren Bindungen aufwachsen (Brisch), dann kann man die anderen 40 bis 45 Prozent nicht als Ausnahmen abtun. Alle sind und bleiben bedürftig: »Niemand hat je genug bekommen, und wir geben auch nie genug« (Gerl-Falkovitz).

Umso wichtiger ist es, viel zu geben, vor allem Kleinkindern. Davon, ob sie genug Liebe bekommen haben, hängt in ihrem späteren Leben ihre Liebes- und Arbeitsfähigkeit ab, also alles. Auch das Arbeitsleben kommt übrigens nicht ohne geordnete und verlässliche Beziehungen aus, die schwerlich geordnet und verlässlich sein können, wenn im privaten Leben die Liebe fehlt oder gefehlt hat. Kleinkinder, die widersprüchlichen Impulsen ausgesetzt sind, erstarren. Andere, denen sich die Mutter entzieht, zeigen promiskuitives Verhalten. Sie bieten sich schlichtweg jedem an, der in ihre Nähe kommt, wenn auch nicht aus sexuellen Gründen – oder noch nicht. Schon Kleinkinder können die schrecklichsten, subjektiv niemals aufhörenden Ambivalenzen erleben, wenn ihre Eltern eine gestörte Beziehung zu ihnen unterhalten. Jedwede Gemeinschaft, die ihrer eigenen Zukunft lebt, weiß das. Trotzdem gibt sie möglichst viel Verantwortung den niemals perfekten Eltern, weil deren Liebe mehrheitlich instinktsicher, am wenigsten missbräuchlich und unersetzlich ist.

Während die klassische Familie immer mehr diffamiert wird, konfrontiert uns die demografische Krise mit wachsenden quantitativen und qualitativen Nachwuchsproblemen, die die Zuwanderung nicht lösen kann. Unser Staat ignoriert die demografische Krise ja nicht nur. Er verschärft sie, indem er daran arbeitet, Kleinkindern die mütterliche Liebe vorzuenthalten und bereits erwachsene Bürger bindungslos, krank und verrückt zu machen. Wenn die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung in ihrer Kampagne »Mach’s mit« oberflächlich für die Benutzung von Kondomen, tatsächlich aber für egozentrischen, bindungslosen Geschlechtsverkehr wirbt, wenn sie bundesweit nicht nur für schnellen Sex und Promiskuität, sondern auch für gestörte Beziehungen wirbt, in denen der double bind regiert und ein höchstens siebzehnjähriges Mädchen, das »es« angeblich »soft« will, mit düsterem Blick und bandgierten Fäusten droht, wenn also eine »Gesundheitszentrale« (dieser Hohn ist kaum zu überbieten) solche Kampagnen inszeniert, dann setzt sie nicht nur auf gestörte Beziehungen, sondern auch auf gestörte Persönlichkeiten.

Sex ohne Bindung reicht offenbar nicht. Es reicht offenbar nicht, dass es leichter ist, mit jemandem zu schlafen, als ihn nach seinem Namen zu fragen, wie Botho Strauß schon im Jahre 1989 in Über Liebe schrieb. Das birgt im Gegenteil die Gefahr, süchtig zu werden, vom verzweifelt Gesuchten ausgesaugt und zerstört zu werden. Wozu sollten wir uns unserer Begierde unterwerfen? Wozu sollten wir andere zu Objekten unserer Begierde machen? Warum wird gleichzeitig der harmloseste Flirt als »Sexismus« verteufelt? Wie dem auch sei, jene jungen Frauen, die sich massenhaft schlitzen, die sich tätowieren und piercen lassen, tun genau das, was die Bundesgesundheitszentrale offenbar von ihnen erwartet: Sie hassen statt zu lieben, vor allem sich selbst. Nach demselben Muster, das der Kodomwerbung zugrunde liegt, müsste die Bundeszentrale auch für Gewalt als Mittel der Konfliktlösung werben. Gewalt geht, genau wie Sex, aber im Unterschied zur Liebe, wunderbar schnell. Nach der zeitsparenden Triebabfuhr stünde der unverzüglichen Rückkehr an den Arbeitsplatz nichts im Wege.

Trotz der Verrücktheiten unserer Tage gehört zu der unumstößlichen Ordnung, in und von der wir leben, das gar nicht so neue Wissen darum, wie sich eine Vielzahl sozialer Probleme vermeiden ließe, mit denen Eltern und Lehrer zu kämpfen haben, bevor ihnen Polizisten, Gefängniswärter und Psychiater die schwersten Fälle abnehmen.  Wo Partnerschaftsprobleme künstlich gezüchtet werden, lassen Erziehungsprobleme nicht lange auf sich warten. Erziehungsprobleme führen wiederum zu Partnerschaftsproblemen. »Aus beidem zusammen entstehen Problemkinder, die mit Aggression oder Depression auf sich aufmerksam machen.« (Wunsch) Liebevolle Eltern sind unersetzlich (Kinder hören zwar nicht auf sie, machen ihnen aber alles nach). Die meisten Eltern sind liebevoll, und viele andere könnten es mit ein paar guten Ratschlägen sowie mit weniger Zeit- und Konsumdruck bestimmt leicht werden.

Die drei Imperative für elterliche Liebe und Erziehung lauten »wohlwollend«, »vorlebend« und »konsequent«: »Konsequenz ohne Wohlwollen ist Härte, Konsequenz ohne Vorleben ist Lüge, und Wohlwollen ohne Konsequenz ist Feigheit.« (Albert Wunsch) Wer von den eigenen Eltern weder geliebt noch gefordert wird, sucht sich Anerkennung und Herausforderung bei der »Peergroup«, im politischen Extremismus oder im Islam. Ein grausamer Staat, der alles daran setzt, ganzen Generationen die frühkindliche Mutterliebe zu entziehen, überschätzt seine Möglichkeiten seelischer Reparatur. Um von dem Zynismus nicht zu reden, der sehenden Auges die Reparaturbedürftigkeit riskiert. Der Staat muss selbst für eine Betreuung sorgen, die im Vergleich zur Mutter- und Elternliebe immer nur minderwertig sein kann. Später muss er unendlich viel Aufwand in die oft vergeblichen Heilungsversuche frühkindlicher Beschädigungen stecken. Der einzig gesunde Betreuungsschlüssel, der nach dem spontan zum »Bindungsguru« ernannten Karl Brisch bei höchstens drei Kindern durch einen Erwachsenen liegt, ist in großem Stil unbezahlbar. Selbst wenn er bezahlbar wäre, könnte er nicht die jahrelange Bindung an dieselbe Bezugsperson sicherstellen. Dabei wäre alles so einfach: Liebe, Liebe und nochmals Liebe. »Emotionen sind die Architekten des Gehirns«, zitierte Jürgen Liminski den amerikanischen Bindungsforscher und Kinderarzt Stanley Greenspan. Mit Liebe geht alles. Ohne Liebe geht nichts.

Hl. Augustin und der Feminismus – Werkstattbericht Nr. 3

130409 Porträtfoto LASSAHNDie Produktion des ersten Bandes unserer Trilogie Frau ohne Welt, über die ich bereits hier und hier berichtet habe, steht kurz vor dem Abschluss. Heute haben der Autor (der bekannte Schriftsteller und Liedermacher Bernhard Lassahn, siehe links) und ich zwei Zitate für die vordere Umschlagklappe ausgewählt. Das erste Zitat stand bereits seit längerem fest. Und zwar deshalb, weil es die Bedeutung des Titels auf die denkbar kürzeste und amüsanteste Weise erläutert. Bei diesem Zitat handelt es sich um einen Witz, und der geht so: Er: »Schatz, wollen wir nicht eine Weltreise machen?« / Sie: »Ach nein, ich möchte lieber woanders hin.« Um es vorweg zu sagen: Dieser Witz ist nicht etwa »frauenfeindlich«, sondern männermelancholisch. Es ist ein Witz über die Melancholie des Mannes, der die Frau nicht mehr erreicht. Mit gar nichts. Nicht einmal damit, dass er ihr die ganze Welt zu Füßen legt.

Als Lassahn und ich über dieses Zitat sprachen, fiel mir ein, dass ich doch gestern Abend endlich meine Lektüre der Confessiones Augustins fortgesetzt und dort einen Gedanken wiedergefunden hatte, den ich von Robert Spaemann kenne. Beide Zitate, fanden Lassahn und ich, sagen uns zusammen noch sehr viel mehr als sie uns einzeln sagen. Ich zitiere den ganzen Passus (III. Buch, 7,12), und ich hebe den entscheidenden Satz Augustins durch Fettung hervor:

130409+COVER+Frau+ohne+Welt+I+klein»Denn von etwas anderem, das wirklich seiend wäre, wußte ich nicht. Und eine spitze Geistelei verführte mich, den albernen Betrügern beizufallen, wenn ich gefragt wurde: Woher das Übel?; ob denn Gott wie Körper gestaltlich umschrieben werde?; ob er Haare und Nägel habe?; ob auch die für Gerechte gelten könnten, die in Vielweiberei lebten, Menschen töteten und Tieropfer darbrachten? Unkundig des Sachverhalts, ließ ich mich verblüffen, und während ich abkam von der Wahrheit, glaubte ich ihr entgegenzuwandeln. Denn ich wußte nicht, daß das Übel weiter nichts ist als Ausfall an Gut, der schließlich bis zum Nichtsein führt. Wie auch hätte ich das einsehen sollen, wo doch mein Sehen mit den Augen nur bis zu Körpern, mein Sehen mit dem Geiste nur bis zu Einbildungen reichte?«

Der Feminismus ist Fehlen des Guten, und er führt »schließlich bis zum Nichtsein«, insbesondere zum Nichtsein von Kindern, zum Nichtsein von menschlichem Leben. Da die Kritik am Feminismus aber nicht frauenfeindlich ist (was uns die meisten Medien nichtsdestotrotz einzureden versuchen), habe ich mich in einem ebenfalls heute entstandenen Anzeigentext für Lassahns Buch direkt an die Frauen gewandt, indem ich für die liebevolle Verbindung von Frauen und Männern, also gegen ihre konkurrenzsüchtige Trennung plädiert habe:

»Männer wacht auf! Frauen, wacht auf! Eine tiefe Unversöhnlichkeit ist zwischen die Geschlechter gekommen. Der Feminismus ist der Feind der Liebe und der Feind der Familie. Er nimmt den Männern die Frauen und die Kinder weg. Er nimmt den Frauen die Welt weg, in der allein sie blühen können.

Der Feminismus macht die Männer schlecht. Erst in der Sprache, dann in der Wirklichkeit – als ginge es auch ohne sie. Ist das gut? Nein! Feminismus ist Apartheid. Feminismus ist ein totalitärer Umbau der Normalität. Feminismus ist ein Krieg, der verleugnet wird.

Wer an den Feminismus glaubt, wird unglücklich. Frauen dürfen abtreiben und sich scheiden lassen. Männer dürfen zahlen. Oder der Staat zahlt, den auch die Männer bezahlen. Was haben Frauen und Männer davon? Nichts! Der Mann wird einsam, und die Frau wird zur ›Frau ohne Welt‹.

Bernhard Lassahn beschreibt all das heiter, gelassen, traurig, amüsiert und scharfsinnig. Lassahn sagt: ›Es gibt ein Leben nach dem Feminismus. Und dieses Leben beginnt mit der Liebe. Denn mit der Liebe beginnt die Zukunft.‹«

Ich füge hinzu: Und das Gute!

Kleinfamilie

Am Gesundbrunnen steigt eine Kleinfamilie in die S-Bahn Richtung Friedrichstraße. Die Eltern sind etwa Mitte Dreißig, der Sohn mag vier oder fünf Jahre alt sein. Er geht an der Hand seines Vaters. Es ist kein Zweifel, dass sie Vater und Sohn sind. Zunächst stehen sie ein wenig unschlüssig im Gang neben der freien Sitzbank, während sich die Frau sofort neben mir niederlässt. Nachdem ich meine Beine eingezogen habe, fordert der Vater seinen Sohn auf, durchzurutschen. Nun sitzt der Junge mir gegenüber am Fenster. Der Vater sitzt neben ihm und gegenüber der mutmaßlichen Mutter, die, wie gesagt, neben mir sitzt. Der Vater fragt den Jungen: »Sitzt Du gut? Ist alles in Ordnung? Ist Dir auch nicht kalt?« Er spricht, als wäre er die Mutter, während die mutmaßliche Mutter schweigt. Der Junge kaut an einem Vollkornbrötchen, das er mit beiden Händen festhält. Er schiebt seine Hüfte vor, bis er fast liegt, und schüttelt stumm den Kopf. Nach den Fragen seines Vaters sagen die Eltern nichts mehr. Auch miteinander sprechen sie nicht. Der Junge blickt mich an. Die Frau hält ihren Kopf leicht nach rechts gedreht, als würde sie an dem Mann vorbei den Gang hinunterschauen. Den Jungen kann sie in dieser Position vermutlich nicht einmal aus dem Augenwinkel sehen. Der Junge kaut, bis er sein Brötchen aufgegessen hat. Ab und zu sieht er mich wieder an, aber je öfter er das tut, desto deutlicher geht sein Blick ins Leere. Ich denke, vielleicht ist die Frau, die neben mir sitzt, gar nicht seine Mutter. In jedem Fall ist sie weit weg, denke ich, und der Vater neigt dazu, die Mutter zu ersetzen. Falls ihm das gelingt, hat der Junge bald nicht nur eine abwesende Mutter, sondern auch einen abwesenden Vater. Dann wird er nicht nur die Anwesenheit seiner Mutter vermissen, sondern auch die Anwesenheit seines Vaters, der damit beschäftigt ist, seine Mutter zu vertreten. Dann wird der Junge einen schweren Weg vor sich haben.

Totalitarismus im Hosenanzug

Carl Schmitt und Ernst Forsthoff lassen grüßen: Feminismus und Frauenquote höhlen systematisch das Privatrecht aus. Noch scheint eine Quote, die zur »Homo-Ehe« nötigt, ausgeschlossen zu sein. Sie ist in der gegenwärtigen Politik aber schon angelegt.

Ein Gastbeitrag von Timotheus Kiesow

Der totale Staat trägt Uniform, Stiefel und marschiert im Gleichschritt durch die Straßen, jedenfalls in unserer Vorstellung. Er kann aber auch anders, auf hohen Absätzen daherkommen, im Hosenanzug, mit einem rosaroten Seidenschal. Dann sieht sein Werkzeug zwar freundlicher aus als eine Luger oder eine Kalaschnikow, eher wie eine Nagelfeile.

Im Prinzip stellt er aber das Gleiche damit an. Der totale Staat zerstört die Grenze zwischen der öffentlichen und der privaten Sphäre, die wichtigste Grenze in der abendländischen Zivilisation. So handhabt er auch die Frauenquote, er überträgt die Gleichbehandlung der Geschlechter, einen öffentlich-rechtlichen Grundsatz, auf private Rechtsverhältnisse. Damit stellt er die Vertragsfreiheit in Frage und untergräbt er die Privatautonomie.

Schon als der totale Staat gegen Ende der Weimarer Republik zum Thema der politischen Debatte wurde, ging es nicht um sichtbare Gewaltausübung oder Verfolgung. Es ging um Finanzausgleich, öffentliche Wohlfahrt und andere Überdehnungen der staatlichen Macht, die aus der totalen Mobilmachung im Krieg übernommen worden waren. Der Staatsrechtler Carl Schmitt schrieb 1931 über die »Wendung zum totalen Staat«, die Unterscheidung zwischen Staat und Gesellschaft gelte nicht mehr für das 20. Jahrhundert. Er schrieb es damals durchaus noch bedauernd, denn er wollte dem Staat eine eigene Sphäre des Politischen sichern.

Zur Jahreswende 1933 lobte Schmitt den »stato totalitario« des Faschismus dafür, dass er sich seine Macht nicht »unter irgendwelchen Stichworten, Liberalismus, Rechtsstaat, oder wie man es nennen will«, vermiesen lasse: »Ein solcher Staat kann Freund und Feind unterscheiden.« Wie gut er das konnte, sollte die weitere Entwicklung zeigen. Mit seiner Feinderklärung machte der Staat auch vor dem Privaten nicht mehr Halt, vor Käufer und Verkäufer nicht, nicht vor Arbeitnehmer und Arbeitgeber, ja, nicht einmal vor Gatte und Gattin.

Noch im selben Jahr 1933 spann der Verwaltungsrechtler Ernst Forsthoff die Anregungen seines Lehrers zur Skizze Der totale Staat weiter. Damit wollte er dem Nationalsozialismus die Grundzüge einer Verwaltungsform zeigen, mit der die Kommunen ihrer Autonomie beraubt und vollends dem Staat eingegliedert werden konnten. Wie bei Schmitt ist der »Feind« hier die »Gesellschaft«, die nach dem negativen Prinzip der Freiheit, »des Leben und Leben-Lassens« verfahre. Wirtschaft und Kultur, die nun dem totalen Staat unterstünden, sollten am besten von Kommissaren bestimmt werden, die zwar nach Gutdünken, aber doch im Sinne des Staates entscheiden würden.

Man muss Forsthoff zugutehalten, dass er zugleich mit der Grundlegung des totalen Staates dessen Kritik lieferte. An die nationalbolschewistischen, revolutionären Kreise in der NSDAP richtete er die Warnung, man dürfe Totalität nicht so verstehen, »als werde jetzt der Staat dazu übergehen, alle sozialen Lebensvorgänge schematisch zu reglementieren.« Nach dem Zweiten Weltkrieg arbeitete Forsthoff seine vergangene, totalitäre Polemik gegen den Rechtsstaat auf. Er verteidigte nun den Rechtsstaat gegen den Sozialstaat und prägte ein Begriffspaar, das die wichtigste politische Debatte der Bundesrepublik bestimmen sollte.

Der Rechtsstaat, so lässt sich Forsthoffs Position auf den Punkt bringen, das ist der Staat, der die Grenze zwischen privater Gesellschaft und öffentlichem Staat unangetastet lässt. Der Sozialstaat dagegen ist der totale Staat im menschenfreundlichen Gewand, er greift den Bürgern ins Eigentum und stört sie in der Ausübung ihrer Vertragsfreiheit. Und zwar, indem er den Grundrechten eine Drittwirkung aufs Private zuspricht. Die Grundrechte schützen nicht mehr (nur) den Staatsbürger vor staatlichen Eingriffen in seine Freiheit, sie verpflichten in erster Linie den Privatbürger gegenüber seinen Mitmenschen. Und der Staat wacht mit seinem Gewaltmonopol darüber, dass die Bürger untereinander die Grundrechte einhalten.

Das Recht auf Gleichbehandlung ist ursprünglich eine Forderung an den Staat, bei Gerichtsprozessen oder Wahlen keinen Unterschied zwischen Mann und Frau zu machen. Von feministischen Interessengruppen auf den Kopf gestellt, sieht es heute aus wie die Pflicht des Staates, Mann und Frau im Privatleben gleichzustellen. So widerspricht das Grundrecht mit Drittwirkung der Vertragsfreiheit, die in unserer Zivilisation grundsätzlich für private Rechtsverhältnisse gilt. Wen ich einstelle, an wen ich eine Wohnung vermiete, wen ich heirate, das ist mir überlassen – und nicht dem Inhaber des Gewaltmonopols. Mein Haus ist ebenso wie meine Firma mein privates Eigentum, mache ich davon Gebrauch, ist es mein gutes Recht, nach selbst gesetzten Kriterien zu diskriminieren.

Dass die Frauenquote gegen das Privateigentum gerichtet ist und damit gegen das Privatleben im Allgemeinen, lässt sich zunächst nicht leicht erkennen, weil sie von oben nach unten durchgesetzt wird. Die Stufenlogik ihrer Durchsetzung funktioniert – nach der neuen Richtlinie der Europäischen Kommission – wie folgt. Erstens: Der Staat behandelt Mann und Frau in der Öffentlichkeit gleich. Zweitens: Öffentliche Unternehmen müssen bis zum Jahre 2018 eine Frauenquote von 40 Prozent in Aufsichtsräten erreichen, weil sie Vorbilder sind für (drittens:) börsennotierte Unternehmen mit mehr als 250 Beschäftigten und mehr als 50 Millionen Euro Umsatz im Jahr, die die Frauenquote bis zum Jahre 2020 erreichen müssen.

Wie auf einer Hängeleiter führen die Stufen herab vom Öffentlichen ins Private. Kleine und mittelständische Unternehmen sind zwar noch ausgenommen von der Quote, aber nicht weil die Quotenmacher etwa Respekt vor deren Privatautonomie hätten. Die Quote ist einfach noch nicht so tief herabgestiegen. In der glücklichen Zukunft sollen die weiblichen Vorstände, die von den weiblichen Aufsichtsräten ernannt worden sind, »auch sogenannte Ausstrahlungseffekte« auf »mittlere und kleinere Unternehmen« ausüben, wie Jutta Allmendinger, die Präsidentin des Wissenschaftszentrums Berlin, im Interview mit dem Deutschlandradio unumwunden zugibt.

Bei börsennotierten Unternehmen fällt der Eingriff ins Eigentum nicht so auf, sie werden wegen ihrer Größe und ihrer vielen anonymen Eigentümer irgendwie als öffentliche Anstalten wahrgenommen. Aber nicht alles, was eine verwickelte Personalstruktur hat und mehrere Stockwerke und Gänge mit Büroräumen sein eigen nennt, ist schon öffentlich. Auch ein Unternehmen, das auf dem deutschen Leitindex für Aktien Dax gelistet ist, hat Eigentümer, die Aktionäre – und nur die dürfen darüber entscheiden, ob eine Frauenquote im Aufsichtsrat erwünscht ist.

Wie im totalen Staat des Carl Schmitt steht auch zu Beginn der Frauenquote eine Feinderklärung. Lange bevor der Staat der EU beginnen konnte, das Privatleben der Bürger nach der Unterscheidung zwischen Mann und Frau schematisch zu reglementieren, erklärte der Feminismus den Mann zum Feind. Wie schrieb doch Alice Schwarzer 1991 zum Geschlechterkampf zwischen Mann und Frau: »Die Propagierung des weiblichen Masochismus durch Männer ist ein Angriff, durch Frauen ist es Kollaboration mit dem Feind.« Der Mann ist der Feind, die Frau in seinem Bett eine Kollaborateurin. Der Feminismus ist vor allem die Ideologie der lesbischen Frau, wie Volker Zastrow 2006 in seinem Essay-Klassiker Gender. Politische Geschlechtsumwandlung schön herausgearbeitet hat.

Und diese Ideologie hat die Machtfülle eines superstaatlichen Kommissariats, mit langer Hand gestrickte Netzwerke und den Zeitgeist auf ihrer Seite. Die gesamte Debatte befindet sich schon diesseits der Frauenquote.

Während die Bundesministerin für Arbeit und Soziales das Diktat der EU-Kommissarin Viviane Reding stützt, will die Familienministerin die Flexi-Quote mit selbstgesetzten Unternehmenszielen, weil sie dagegen weniger Widerstand erwartet. Die Bundeskanzlerin lässt ihren Regierungssprecher ausrichten, Frauenquoten seien nationales Terrain, während ein Hamburger Gesetzesentwurf zur Frauenquote, der der EU-Richtlinie zum Verwechseln ähnelt, nach einem Spaziergang durch den Bundesrat schon auf die Zustimmung des Bundestages wartet. Selbst die liberale Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger hat der gesetzlichen Frauenquote nur ihre Hoffnung auf eine quotenmäßige Selbstregulierung der Unternehmen entgegenzusetzen.

Die männlichen Gegner der Quote argumentieren mit Kreide im Mund, die Frauenquote werde der weiblichen Sache auf Dauer nur schaden. Ob die Frauenquote überhaupt rechtmäßig ist, ob sie nicht nur durch rechtliche Anpassungen und eine fragwürdige Interpretation des Grundgesetzes legal gemacht werden kann, sondern ob sie vielmehr legitim ist – das ist schon gar kein Thema mehr! Warum soll die Quote dann eigentlich nur für die Arbeit gelten, nicht auch für alle anderen privaten Verhältnisse, etwa für die Ehe? Wenn die erste von zwei Schwestern einen Mann geheiratet hat, müsste die zweite dann nicht eine Frau heiraten müssen, um das schwache Geschlecht nicht zu diskriminieren?

Die Frauenquote ist totalitär. Sie ist es aber nicht, weil sie mit biologischen Argumenten Politik betreibt, wie der Geschlechterforscher Gerhard Amendt in seiner Abrechnung Frauenquoten – Quotenfrauen vermutet. Sie ist totalitär, weil sie vom öffentlichen Recht her das Private aushöhlt. Das Privatrecht ist aber seit römischen Zeiten das wichtigere Recht. Denn vom Privaten, von unten nach oben bauen sich auch die öffentlichen Einrichtungen auf. Nicht von oben nach unten, wie Kommissare es schon immer haben wollten.