Wie man eine Debatte zum gewünschten Ergebnis führt

Zum Thema »assistierter Suizid«, vulgo Sterbehilfe, hat der aktuelle Spiegel Bundestagsabgeordnete nach ihren »persönlichen« Ansichten zum Tod und ihren Erfahrungen mit ihm befragt. Die Überschrift lautet »Wie wir sterben wollen« – ganz im Stile der immer wieder auftauchenden Feuilletonfragen »Wie wollen wir …« leben, wohnen, Urlaub machen usw., die schon nervig genug sind, weil sie die Fiktion erzeugen, daß die Spannung von Wunsch und Wirklichkeit von vornherein ausgeklammert werden könnte und eine lebenspraktikable Antwort gleichwohl möglich sei. Dieses Programm der Wirklichkeitsverleugnung wird auf die Spitze getrieben, wenn die Frage lautet, wie wir sterben wollen. Die Frage des guten Sterbens, die mit der Frage nach dem persönlichen Willen scheinbar ergebnisoffen diskutiert wird, ist mit dieser Frage schon beantwortet, weil ausschließlich nach dem Willen gefragt wird und nach der Unabsehbarkeit des Schicksals gerade nicht. Der Tod ist hier kein Ereignis, das sich der Verfügbarkeit entziehen würde, sondern ganz und gar eigene Tat. Eigene Tat ist er aber nur dann, wenn wir selbst Hand an uns legen oder legen lassen. Der einzige Tod, der ganz und gar dem eigenen Willen gehorcht, ist der Selbstmord. Demnach sollen »wir« sterben wollen, indem wir uns töten oder töten lassen. Zum Glück ist aber auch dieses, dass wir einer solchen Ansage gehorchen mögen, zunächst nur ein unfrommer Wunsch. Die Wirklichkeit ist meist eine andere, vor allem dann, wenn der Tod wirklich naht. Herr Lauterbach (SPD) zum Beispiel verweist auf jene »Menschen, die sich die Sterbehilfe wünschen«, während er nach eigener Aussage als Arzt noch nie um Sterbehilfe gebeten wurde. Wer »will« hier eigentlich was?